RITTERHAUS MUSEUM OFFENBURG

Nach einem Jahr in Berlin brachen wir Richtung Schwarzwald auf. Das Timing hätte kaum besser sein können – gerade als unsere Residency im Künstlerhaus Bethanien zu Ende ging, erreichte uns die Nachricht, dass wir als Stipendiaten des Ritterhausmuseums Offenburg ausgewählt waren.

Das Museum befand sich mitten in einer Phase des Umbaus und der Neukonzeption der Sammlung, betreut von unserem Gastgeber Klaus Weschenfelder. Er stellte uns eine großzügige Lagerhalle – zugleich Standort der Oldtimer-Sammlung – als Atelier zur Verfügung und öffnete uns das Museumsdepot.

Für die Stipendiatenwohnung in einer ehemaligen Wäscherei am Mühlbach durften wir uns aus der Kolonial- und Großwildjagdsammlung bedienen: ein Löwenfell, ein ausgestopfter Affe in einem Vitrinenschrank, mehrere Geweihe sowie eine riesige Schwarzwälder Kuckucksuhr.

Unsere Auseinandersetzung mit der Institution Museum mündete in die Ausstellung „Ich muss unbedingt was machen mit Sex und Gewalt.“ – „Mir geht’s grad genauso.“ Der Titel stammte aus einem Gespräch mit einem Kasseler Künstlerpaar – ein reines Fundstück, das wir als Ready-Made einsetzten. Es war ebenso eigenständiges Element der Ausstellung ohne inhaltlichen Zusammenhang mit den Exponaten, wie auch die Einladungskarte und das Plakat für die wir ein Foto von Nscho-Tschi und Old Shatterhand nachstellten.

Zeitgleich mit der Neupräsentation der Sammlung eröffnete unsere Abschlussausstellung im Ritterhaus Museum, mit der wir museale Praktiken spiegelten. Von uns vor Ort gefundene Tonscherben arrangierten wir auf graulackierten Sockeln. Erste einfache Sätze aus dem Lateinlehrbuch Ars Latina wurden zu Inschriften, die wir im Siebdruck auf die Sockel aufbrachten: DOMINA CENAM PARAT, VIAE LONGAE SUNT usw. Mit Blattkupfer belegte Bildtafeln ergänzten die Präsentation.